Neuseeland: Wo die Glühwürmchen glimmen | reisereporter

2023-02-22 17:11:18 By : Ms. Hanny Li

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Die Feuchtgebiete sind eines der Highlights des Kepler Tracks zwischen Rainbow Reach und Moturau Hut.

Der Fiordland-Nationalpark in Neuseeland ist eine der spektakulärsten Naturregionen der Welt. Ob im Wald, auf dem Wasser oder tief in einer Höhle – die beeindruckende Landschaft hinterlässt bleibende Eindrücke.

Von einem Moment auf den anderen ist es still und dunkel. So dunkel, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr zu sehen ist. Nur ein leises Wasserplätschern ist zu hören – immer dann, wenn unser Guide Alex Mitchell das kleine, flache Boot, in dem wir eng an eng sitzen, ein Stück weiter an dem Seil, das hier gespannt ist, in die Grotte zieht. Oder ein dumpfes Poltern – wenn das Boot an die Felsen stößt. „Immer die Hände im Boot lassen“, warnt der Guide noch einmal flüsternd. Dann wird es wieder still.

Und plötzlich sind sie da – die Glühwürmchen. Unzählige bläuliche kleine Lichter erstrahlen über unseren Köpfen. Mal einzeln, mal in kleinen Gruppen. Mal ein wenig heller, mal kaum wahrnehmbar. Während wir unter ihnen dahintreiben, scheinen sich Raum und Zeit vollständig aufzulösen. Es fühlt sich beinahe so an, als würden wir Sterne in einer fernen Galaxie betrachten.

Bei einer Tour in die Te Anau Glowworm Caves sehen Reisende mit etwas Glück das Leuchten von Hunderten Glühwürmchen.

Viel zu schnell ist der magische Moment vorüber. Das Tosen, das uns bei unserem Weg hinein in den Berg begleitet hatte, wird wieder lauter, und an dem kleinen Anleger, an dem wir in das Boot gestiegen waren, wartet schon die nächste Gruppe im dämmerigen Licht auf ihre Tour zu den Glühwürmchen.

Für uns geht es wieder hinaus aus dem Berg. Auf Stegen und Treppen laufen wir in die Richtung, aus der wir gekommen waren – immer begleitet vom lauten Rauschen des Wassers, das sich unter uns seinen Weg durch das Gestein gebahnt hat, vorbei an kleinen Wasserfällen und den großen Langflossenaalen, die hier leben.

Die Luft ist feucht, an vielen Stellen tropft Wasser von den Felsen. Hin und wieder weist uns der Guide auf spinnwebenartige Fäden hin, die von der Decke hängen. „Damit fangen die Glühwürmchen ihre Beute“, erklärt er. Nach einigen Minuten haben wir den Höhlenausgang erreicht.

Mit spinnwebenartigen Fäden, die von der Decke hängen, fangen die Glühwürmchen ihre Beute.

Bevor wir wieder zurück an Bord des Schiffes gehen, mit dem wir von Te Anau aus auf dem gleichnamigen See hierhergekommen waren, bleibt uns ein wenig Zeit, um uns im Cavern House umzuschauen. In der informativen Ausstellung erfahren wir, dass der Strom, der hier durch den Berg fließt, vom Lake Orbell in den Murchison Mountains gespeist wird. Aber auch, dass die rund 250 Meter langen Glowworm Caves nur ein kleiner Teil des insgesamt 6,7 Kilometer langen Karsthöhlensystems sind.

Bei den Glühwürmchen handelt es sich um Arachnocampa Luminosa, eine Art der Langhornmücke, die es nur in Neuseeland gibt. „Sie ernähren sich von Sandfliegen, aber auch von Motten“, berichtet Mitchell. Mit dem Licht locken sie ihre Beute an. „Je hungriger sie sind, desto heller erstrahlt es“, erklärt der 26-Jährige. Und er verrät, dass im neuseeländischen Sommer (Dezember bis Februar) mehr der Tiere zu sehen sind als im Winter.

Wir erfahren auch, dass auf der anderen Seite des Höhlensystems in den Murchison Mountains, 1948 eine Spezies wiederentdeckt wurde, von der man glaubte, dass sie bereits ausgestorben war: der Südinseltakahe. Dort ist heute auch die einzige wildlebende Population des flugunfähigen Vogels zu Hause, der etwa 50 Zentimeter groß und mehr als drei Kilogramm schwer wird. Die Tiere sind streng geschützt. Schließlich sollen nur noch rund 300 von ihnen existieren. Seit mehr als 60 Jahren gibt es ein Programm zu ihrem Erhalt. Deshalb leben einige von ihnen auch im Bird Sanctuary von Te Anau.

Im Bird Sanctuary von Te Anau leben einige der äußerst seltenen Südinseltakahes, die schon als ausgestorben galten.

Die beschauliche, kleine Stadt am südlichen Ende des Lake Te Anau mit ihren knapp 2700 Einwohnerinnen und Einwohnern ist ein guter Ausgangspunkt, um die Natur des Fiordland-Nationalparks zu erkunden, der mit seinen mehr als 12 500 Quadratkilometern Fläche der größte des Landes ist.

Von Te Anau aus sind viele Bootstouren, aber auch Helikopterflüge möglich. Wem für Letztere das nötige Budget fehlt, der sollte sich im örtlichen Kino „Ata Whenua – Shadowland“ (Fiordland on Film) anschauen. Der 32-minütige Film nimmt seine Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise zu den Höhepunkten des Nationalparks aus Hubschrauberperspektive.

Ein beliebtes Fotomotiv in Te Anau: der Steg am Lakefront Drive.

Viele Reisende kommen aber auch in die Gegend, um sich von hier aus auf einen der Great Walks zu begeben. Das sind die bedeutendsten Wanderstrecken des Landes. Zu den bekanntesten gehört der Kepler Track, eine drei- bis viertägige, 60 Kilometer lange Rundwanderung im Fiordland-Nationalpark.

Wer nicht die ganze Strecke laufen möchte, kann sich auch Teilstücke vornehmen – zum Beispiel vom Rainbow Reach zum Moturau Hut, einer von drei Wanderhütten an der Strecke.

Von Te Anau aus ist der Parkplatz am Rainbow Reach innerhalb weniger Minuten mit dem Auto erreichbar. „Für die rund sechs Kilometer lange Strecke brauchen wir etwa zwei Stunden“, sagt Guide Steve Norris, Inhaber des Tourenanbieters Trips & Tramps, und schon geht es los. Gleich zum Auftakt bietet sich die erste eindrucksvolle Aussicht: von der Swing Bridge, die hier über den Waiau River führt.

Wenige Schritte später sind wir auch schon mitten im Wald – umgeben von moosbewachsenen Buchen und Farnen. Nach ein paar Metern steht eine flache, schmale, etwa 50 Zentimeter lange Holzkiste am Wegesrand. „Das sind Fallen für Ratten und Wiesel“, verrät Norris.

Entlang des Wanderwegs stehen immer wieder diese Holzkisten: Fallen für Ratten und Wiesel, die die ursprünglich heimischen Tiere bedrohen.

Ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz. Denn die ursprünglich eingeschleppten Tiere gefährden die Bestände heimischer Vogelarten, von denen einige nicht fliegen können. „Die Fallen sind deshalb alle 200 Meter entlang der Strecke aufgestellt“, sagt der 58-Jährige.

Vögeln wie dem Kiwi begegnen wir während unsere Tour zwar nicht, auf unserem Weg durch den Wald hören wir allerdings immer wieder die lauten Rufe der eingewanderten Kanadagänse, die sich das kleine Feuchtgebiet, das etwa auf der Hälfte unserer Strecke liegt, als Lebensraum ausgewählt haben.

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Am Moturau Hut bietet sich ein eindrucksvoller Panoramablick auf den Lake Manapouri.

Am Ziel unserer Wanderung bietet sich ein grandioser Ausblick auf den Lake Manapouri, der still zwischen den um ihn herum aufragenden Bergen liegt. Am Ufer bilden die gelb blühenden Kowhai-Bäume farbliche Akzente. Wo einer der Bäume blüht, ist ein Tui nie weit weg. Der Vogel aus der Familie der Honigfresser liebt den Nektar der Blüten.

Während wir von einer der Bänke die Aussicht genießen, ziehen auch wir kleine Tiere an – allerdings sehr viel unangenehmere: Sandfliegen. Einer Maori-Legende zufolge wurden sie von der Göttin Hine-nui-te-po erschaffen. Sie wollte dafür sorgen, dass kein Mensch die Gegend besiedelte, als der Gott Tu-te-raki-whanoa die Landschaft Fiordlands erschaffen hatte. Also ließ sie die Sandfliegen los. Die werden in der Sprache der Maori übrigens Te Namu genannt, also kleine Teufel. Das ist ziemlich zutreffend: Die lästigen Blutsauger hinterlassen stark juckende Bisse. Darum sollte man unbedingt ein Mückenschutzmittel auftragen.

Dass die Landschaften Fiordlands weitestgehend unberührt bleiben, hat die Göttin auf jeden Fall erreicht. Das gilt im Besonderen für den Doubtful Sound, einen Meeresarm, der rund 46 Kilometer westlich von Te Anau beginnt und sich über rund 30 Kilometer westwärts bis zur Tasmansee erstreckt. Er wird auch als Sound of Silence bezeichnet. Kein Wunder, denn um ihn zu erreichen, muss man per Boot von Manapouri nach West Arm übersetzen, dann geht es mit dem Bus über den Wilmot Pass nach Deep Cove.

Der Doubtful Sound lässt sich gut bei einer Overnight Cruise erkunden.

Hier legen die Schiffe ab, auf denen Reisende den Fjord erkunden können – zum Beispiel die „Southern Secret“. Das 20 Meter lange Motorboot bietet Platz für bis zu zwölf Passagierinnen und Passagiere. Bei einer Overnight Cruise verbringen sie eine Nacht an Bord. Bevor es dunkel wird, gibt es allerdings eine Menge zu erleben.

Als wir von dem kleinen Anleger ablegen, ist der Himmel eher grau statt blau, und es ist ziemlich windig. Aber selbst das eher mäßige Wetter hat hier im Fjord seinen Reiz. Schließlich lässt es die Umgebung noch ein wenig unwirklicher und fast ein wenig mystisch erscheinen. Während wir durch den Fjord fahren, weist Skipper Chris Lemin immer wieder auf Sehenswertes wie Wasserfälle an den meist mit reichlich Büschen bewachsenen Bergen hin.

Im Fjord liegt auch das winzige Inselchen mit dem Blanket Bay Hotel – das ist allerdings eher ein Versorgungslager für Fischer als ein Hotel.

Bei den meisten Touren begegnen die Reisenden auch Delfinen und Walen. Wir haben bei unserem Ausflug Pech. Keine einzige Schwanzflosse ist im Wasser zu erblicken. Selbst die Pinguine, die sonst zuverlässig im Fjord und seinen Seitenarmen unterwegs sein sollen, lassen sich nicht sehen.

Nach einer Weile legt sich zumindest der Wind ein wenig. Zeit, die Kajaks zu Wasser zu lassen, um die Umgebung noch näher zu erkunden. Als alle wieder an Bord sind, geht es in einen weiteren Seitenarm – zum Fischen. „Wir brauchen ja etwas zum Abendessen“, sagt Kerstin Ladstaetter. Die 48-jährige Deutsche lebt seit 22 Jahren in Neuseeland. Gelegentlich hilft sie an Bord des Bootes aus.

Es dauert keine drei Minuten, bis die Angelschnur plötzlich zittert, dann ist zu spüren, wie etwas daran zu zerren scheint. Und tatsächlich. Am Haken hängt ein Fisch – und zwar ein wahres Prachtexemplar. „Das ist ein Blue Cod“, erklärt Ladstaetter, die den Fisch vom Haken befreit und ihn in einen Eimer wirft. Er wird nicht der letzte bleiben, der dort seine vorerst letzte Ruhestätte findet, bevor sie ihn zu einem leckeren Abendessen verarbeitet. Auch alle anderen Mitreisenden haben Angelglück.

Beim Angeln im Doubtful Sound dauert es nur wenige Minuten, bis bei Reisereporterin Sabrina ein großer Blue Cod am Haken hängt.

Mit dem, was nach dem Filetieren übrig geblieben ist, sorgt der Skipper dafür, dass am nächsten Tagen wieder genug Fiordland Lobster für das Lunch bereitsteht. Wir dürfen vor dem Essen mit anpacken, als er die Fallen überprüft, geeignete Exemplare herausnimmt und die Fischreste als Köder für die Schalentiere zurücklässt.

Schließlich ankern wir in einem geschützten Seitenarm. Nicht allzu weit entfernt liegt ein weiteres Schiff. Gegen 22 Uhr stoppt der Skipper die Maschinen. Und plötzlich ist es wieder sehr still und sehr dunkel. Jetzt müssten nur noch ein paar Glühwürmchen glimmen ...

Bei einer Overnight Cruise im Doubtful Sound bieten sich Passagierinnen und Passagieren immer wieder besondere Ausblicke von Bord des Schiffes.

Anreise: Mit dem Flugzeug über Auckland nach Queenstown auf der Südinsel von Neuseeland. Te Anau ist von hier aus nach einer etwa zweistündigen Autofahrt auf der Southern Scenic Route erreichbar.

Einreise: Für einen Aufenthalt von bis zu drei Monaten reicht für deutsche Reisende die elektronische Einreisegenehmigung NZeTA. Kosten: 17 bis 23 Neuseeland-Dollar (NZD), also etwa 10 bis 14 Euro.

Beste Reisezeit: September bis April eignen sich besonders für Outdooraktivitäten.

Unterkunft: In Te Anau gibt es eine große Auswahl an Hotels und Motels. Beliebt sind Adressen am Seeufer wie das Radfords on the Lake (56 Lakefront Drive) mit kleinen Apartments mit Küchenzeile, buchbar ab etwa 200 Euro pro Nacht.

Attraktionen: Te Anau Glowworm Caves: Abfahrt am RealNZ Visitor Centre, 85 Lakefront Drive, Te Anau. Kosten: 99 NZD für Erwachsene, 40 NZD für Kinder. Overnight Cruises auf der „MV Southern Secret“ von Fiordland Cruises sind für 1990 NZD buchbar (zwei Personen in der Doppelkabine). Trips and Tramps bietet geführte Wanderungen auf dem Kepler Track und anderen Great Walks an. Film „Ata Whenua – Shadowland“ (Fiordland on Film): Fiordland Cinema, 7 The Lane, Te Anau. Eintritt: 12 neuseeländische Dollar.  

Die Reise wurde unterstützt von Tourism New Zealand. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.

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